Geschichte

Als Vorspann muss erwähnt werden, dass sich seit 1884 Erlanger Radfahrer zu Vereinen zusammengeschlossen haben. Es gingen daraus sogenannte "Radfahrerclubs" und "Radfahrervereine" hervor.

Bis zum 1. Weltkrieg konnte man in Erlangen bereits von 10 Gründungen sprechen. Nachdem das Fahrrad aber früher ein Privileg der "gutsituierten Bürger" war, war es nicht möglich, in den bürgerlichen Vereinen eine Mitgliedschaft als normaler Arbeiter zu erreichen, ohne eine standesgemäße Herkunft nachweisen zu können.

Historische Radballer Historische Radballer

Im Jahr 1903 beschloss eine Gruppe von Arbeiterradfahrern, die schon während ihrer Freizeit mit ihren Rädern durch die Lande fuhren und denen der Beitritt in den Bürgerlichen Vereinen verwehrt wurde, selbst einen eigenen Verein zu gründen. In der Erlanger Gastwirtschaft "Ballwieser" wurde daraufhin im September 1903 der sogenannte "Arbeiter-Radler-Klub Vorwärts" gegründet.

Im Jahre 1905 entschloss man sich, sich mit dem seit 1896 bestehenden Verein "Arbeiter-Radfahrer-Bund Solidarität" zu vereinen. Daraufhin änderte der Verein den Namen in "A.R.B. Solidarität". Die Mitgliederzahl stieg auf über 120 an und wir konnten auf ein blühendes Vereinsleben blicken.

Beim Ausbruch des 1. Weltkrieges (1914 - 1918) erlitt unser Verein einen jähen Rückschlag. Unser Sportbetrieb musste eingestellt werden, da ein Großteil unserer Mitglieder zu den damaligen "Radfahrerkompanien" eingezogen wurden und dem Vaterland dienen mussten. Nach dem Krieg wurde eine Zusammenkunft einberufen und wir mussten mit Bedauern feststellen, dass der Krieg uns viele Mitglieder gekostet hatte. Unsere Devise aber lautete "weiter machen" und ungeachtet dessen nahmen wir den Sportbetrieb wieder auf. Wir beteiligten uns neben den Wanderfahrten auch mit großem Erfolg an Straßenrennen. Aufgrund unserer Erfolge wechselten viele Radsportbegeisterte zur "Solidarität" über, weil sie bei uns auch eine bessere Betreuung vorfanden.

1921 kam der Motorsport dazu und man gründete auf großen Zuspruch hin, die "Motorsportabteilung". Anfang 1925 konnte die Abteilung bereits 35 Anhänger vorweisen. In den Geschicklichkeits- und Orientierungsfahrten konnten wir zahlreiche Siege und Pokalgewinne einfahren.

Unser sogenanntes Paradepferd wurde das Kunst- und Reigenfahren. Bei der Arbeiter-Olympiade in Frankfurt am Main feierten wir im Jahre 1925 unseren größten Erfolg und Triumph. Wir errangen den Olympiasieg im 8er-Schulreigen. Die Goldmedaillengewinner waren damals Andreas Singer, Andreas Lamm, Andreas Müller, Georg Melzer, Simon Maid, Heinrich Hemmeter, Michael Frosch und Eugen Wolf unter Fachwart Hans Walling.

Der Verein "Soli" wurde von seinen Vorständen zu einer ungeahnten Blüte geführt. Wir wurden zum mitgliedstärksten Radfahrerverein Erlangens und die Mitgliederzahl stieg bis Ender der 20er Jahre auf 350 an. In allen Sportdisziplinen wie 1er, 2er Kunst- oder Reigenfahren, 2er Radball oder 2er Radpolo, Straßenrennsport, Touren und Wanderfahrten zählten die Erlanger Radsportler zu den Besten in Bayern und über dessen Grenzen hinaus.

1933 zerstörten die Herrscher des 3. Reiches die gesamte Aufbauarbeit unseres Vereins. Unser gesamtes Material und Kapital wurde durch die Nazis beschlagnahmt und es wurde ein Vereinsverbot ausgesprochen. Unseren Mitgliedern wurde unter Androhung von Strafe die sportliche Betätigung jeglicher Art verboten. Dies war der Niedergang unseres blühenden Vereinslebens.

Ende des 2. Weltkriegs traf man sich wieder und wollte das Vereinsleben wieder beleben. Max Schneider trotze, ungeachtet der Einwände der amerikanischen Militärregierung, die eine Gefahr für ihre Sicherheit durch die Wiederbelebung des Arbeitersportvereins sahen, mit der Erneuerung des Sportbetriebs. Er berief daraufhin die vom Krieg zurückgekehrten "Solidaritätler" am 25.11.1945 zu einer Versammlung ins Gasthaus "Drei Cedern" ein. Max Schneider gelang es, mit dem kleinen Haufen von übrig gebliebenen Mitgliedern den Wiederaufbau der Soli, trotz bestehenden Verbots der Militärregierung voranzutreiben.

Offiziell erlaubte uns die Besatzungsmacht im August 1947 eine sogenannte Wiedergründung der "Soli". Persönlichkeiten der Wiedergründung waren damals: Peter Möhrenschlager, Hans Dittmann, Georg Brunner, und vor allen Max Schneider. Sie führten damals den Verein, der sich überwiegend dem Saalradsport widmete.

In der Folgezeit zeigten die Erlanger Radballer, Einradfahrer, Steuerrohrfahrer, 1er und 2er Kunstradfahrer ihr großes Können bei zahlreichen Veranstaltungen in der engeren und weiteren Umgebung. Sie konnten aufgrund ihrer tollen Leistungen zahlreiche Meisterschaften erringen.

Mitte der 60er Jahre wurde der Höhenflug der Soli wieder unterbrochen. Die Stadt Erlangen konnte den Soli-Radsportlern mehrere Jahre keine Turnhalle zum Training zur Verfügung stellen. In dieser Zeit trainierten die Sportler auf dem Lande in einem Wirtshaussaal. Aufgrund dessen konnten sie ihren Leistungsstand halten und somit 30 Jahre der deutschen Spitze angehören. Da für die Kunstradfahrer keine geeignete Trainingsmöglichkeit gefunden werden konnte, verkümmerte der so erfolgreiche Kunstradsport immer mehr. Auch die "Motorsportler" fanden in der "Soli" wieder eine Heimat. Seine ersten Erfolge konnte Reinhard Christel bei der Soli feiern. Er wurde Deutscher Meister und Vizeweltmeister im Trail-Fahren.